Über Zen

Das Wort ZEN ist abgeleitet von dem indischen Wort „dhyan“, das mit „Versenkung“, „Einsicht in die Wirklichkeit“ oder einfach mit „Meditation“ übersetzt werden kann. ZEN ist die Kunst, in den Augenblick zu kommen, zu sehen, was jetzt-hier ist. Wir sind selten wirklich hier, wirklich präsent. In aller Regel laufen wir wie in einem Traum herum, halb schlafend noch, halb eingetaucht in alten Ansichten und unbewußten Meinungen und Mustern. Die Kunst des ZEN ist das Erwachen. Es geht darum, nach und nach die alten Muster zu durchbrechen, loszulassen und so eine Öffnung zu schaffen für das Unbekannte. Wir wollen uns direkten in die eigene Wesensnatur einlassen und zu uns selbst erwachen. Letztlich geht es um die fundamentale Frage: „Wer bin ich? Wer bin ich wirklich, in meinem tiefsten Innern, in meinem unverstellten Wesen? Was ist meine Wahrheit in diesem Augenblick?“



previous arrow
DSC08475
DSC09182
mandala86
DSC08799
DSC08987
next arrow

Aus dem Buch: „Vertraue dir selbst“


Der Weg, den ZEN hier vorschlägt, ist denkbar einfach: es ist das Loslassen und Ablegen von all den Unwahrheiten, Illusionen und Täuschungen. Wir lassen los und spüren voller Achtsamkeit, was sich nun in uns zeigt und offenbart. Nur die Erfahrung zählt.

Verborgen unter all den Meinungen, Ansichten, Sorgen, Ängsten, Hoffnungen etc. wartet unser tiefstes Wesen nur darauf, entdeckt zu werden und sich zu zeigen. Hier – in uns – liegt die Quelle unserer Existenz, das „leuchtende Juwel des Erwachens“. Diese innere Quelle zu finden und zu erfahren – darum geht es in der Meditation.

Wie macht man das? Was können wir tun? Das Juwel ist bereits da. Das Himmelreich in uns ist bereit und steht offen. Im Grunde sind wir schon ganz recht und vollkommen – so wie wir sind. Doch es gilt, dies nicht nur intellektuell als gedankliche Möglichkeit in Betracht zu ziehen, sondern tief in unserem Herzen zu erfahren. Dazu bedarf es einer inneren Bereitschaft.

Die Praxis der Meditation ist zunächst eine Praxis der Reinigung. Es geht um ein vollkommen wachsames ‚Sich-Gehen-Lassen‘ in sich selbst. Nichts können wir mitnehmen in unseren Wesensgrund. Alles, was uns abhält und ablenkt vom Wesentlichen, vom Hier-und-Jetzt – alles „Unwesentliche“ – können wir loslassen. Wenn uns dies einmal gelingt, dann können wir einen Blick in das ‚Ursprüngliche‘ tun, in das ‚So-Sein‘ oder in die ‚wahre Gestalt‘, wie diese erste Wirklichkeit genannt wird. Es ist der Blick eines unschuldigen Staunens – ein Kinderblick. Jedem ist das schon in seinem Leben hier und da geschehen. Jeder hat eine innere Ahnung von dieser Dimension, um die es geht. Im ZEN, versuchen wir, uns mit unserem Wesensgrund vertraut zu machen und so den Kontakt zu unserer wahren Natur zu ermöglichen.

Unsere Individualität und Einzigartigkeit steht dabei nicht im Geringsten im Gegensatz zur meditativen Erfahrung – im Gegenteil! Indem wir erfahren, daß wir im Grunde freie, offene, leuchtende Wesen sind – und zwar von Kopf bis Fuß – können wir uns selber erst vollkommen akzeptieren und annehmen. Alles an uns ist seinem tiefsten Wesen nach gut.
Unsere Persönlichkeit mit all ihren Facetten, mit ihren Stärken und Schwächen und ihrer zarten Verletzbarkeit, steht in keinem Widerspruch zu einem meditativen Leben. Es ist jedoch wichtig, sich nicht von den tausend Aspekten, in die sich unser Leben entfaltet hat, ablenken und blenden zu lassen. Daher die große Bedeutung des Loslassens. Jedoch gehen das Loslassen und das Akzeptieren immer Hand in Hand, auch wenn dies zunächst paradox erscheinen mag. In der ZEN-Erfahrung versuchen wir, uns ganz gelassen so zu akzeptieren, wie wir sind.

1
27
5
26
29
previous arrow
next arrow

Aus dem Buch: „Sei einfach glücklich


Als Hilfe zum Loslassen könne wir den Atem verwenden. Aufrecht, in einer ruhigen und entspannten Haltung sitzend, lassen wir mit jedem Ausatmen alles los. Wieder und wieder. Wir lassen einfach los, gehen keinem Gedanken nach, verfolgen keine Vorstellung und kein Konzept. Die Gedanken und Bilder mögen scharenweise kommen, doch wenn wir unbeteiligt bleiben und uns nicht darin verstricken, können sie uns nicht aus der Ruhe bringen. Es ist so, als stünden wir an einer belebten Straßenkreuzung. Der Verkehr mag wie wild rasen, aber wir bleiben einfach in unserem Zentrum – still, gelassen und aufmerksam atmend – und schauen voller Frieden zu.

ZEN ist die Praxis der Wachsamkeit. Keine Sekunde werden wir nachlässig, und falls das doch geschieht und wir im Geist abdriften, so können wir ohne Umschweife direkt wieder zu unserem Atemzug zurückkehren und uns so in Ordnung bringen. Atem ist Leben. Atem ist Gegenwart. Bewußter Atem ist die Gegenwart des Geistes. Nichts wird unterdrückt oder beiseitegeschoben – jedoch halten wir auch nichts fest. Wir lassen alles ziehen wie die Wolken am Himmel. Es stört uns nicht. Mit ganzer Aufmerksamkeit tauchen wir tiefer und tiefer in unser eigenes Wesen ein. Es ist ein Abenteuer, aber man braucht ein wenig Geduld. So wie eine Henne, die ein Ei ausbrütet, müssen wir ein wenig ausharren mit uns selbst. Doch dann, ohne genau zu wissen wann, kommt der Augenblick, da eine neue Dimension aufbricht – ein ganz neues Leben. In der Mystik des Abendlandes wird dieser Augenblick auch die „Gottesgeburt im Menschen“ genannt.

Als Übende versuchen wir einfach, die rechten Bedingungen zu schaffen, die es dem Göttlichen in uns ermöglichen, geboren zu werden. Eine ganz neue Lebensqualität kommt zum Vorschein und zur Entfaltung. Alle Menschen gehen schon immer schwanger mit dieser Möglichkeit. Jetzt liegt es an uns, unser Potential auch wirklich werden zu lassen.